07.12.2022

Schöner wohnen auf dem Land

Ansprechpartnerin

Gabriele Blömker
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gabriele.bloemker@lv.de

Über 100 Landwirte, Winzer und Gärtner nahmen mit ihren Neu- und Umbauten an dem Landbaukultur-Preis 2021 teil. Zwei Hauptgewinner stellen wir Ihnen vor.

Anspruchsvolle Architektur gemixt mit moderner Funktionalität. Immer mehr Bauherren aus dem landwirtschaftlichen Umfeld setzen auf innovative und zeitgemäße Ausführungen ihrer Gebäudeprojekte, ganz egal, ob es sich um Ställe oder Wohnhäuser handelt. Die zum Landwirtschaftsverlag gehörende Stiftung LV Münster prämiert alle zwei Jahre die bemerkenswertesten baulichen Objekte auf dem Land. Über einen der insgesamt drei Hauptpreise des letzten Wettbewerbs urteilte die Jury: „Ein hochwertiger Stall für hochwertige Rinder“, und über den zweiten Hauptsieger: „Eine gelungene Überführung der alten Gestaltung in die neue Nutzung.“

Japan in Österreich

Wenn Diana und Hubert Huemer in der dunklen Jahreszeit frühmorgens aus ihrem Schlafzimmerfenster sehen, liegt ihr neuer Rinderstall hell erleuchtet vor ihnen. „Bei dem schönen Anblick bekommt man gleich gute Laune“, erzählt der Landwirt, dessen Hof im oberösterreichischen Atzbach liegt. Rund 18 Monate dauerten die Planung und Ausführung der Arbeiten an dem neuen Stall, der mit seiner dreigeteilten Form an eine japanische Pagode erinnert. „Durch die Höhe wirkt er fast wie ein Kühlturm. Oben ist er warm und unten schön kühl. Die Luftzirkulation im Stall ist optimal“, erklärt der Bauherr. Verwendet wurden für den Neubau nur reines Schnittholz aus der Region und Echtglasplatten für das durchgängige Oberlicht, das für viel Helligkeit im ganzen Stall sorgt. Weder Leim, Schaumstoff noch Plastik kamen zum Einsatz. „Theoretisch könnte man die Anlage problemlos zurückbauen und die Materialien neu verwenden“, so Huemer. Seine 40 Wagyū-Rinder, deren Ursprung in Japan liegt und deren Fleisch zu dem besten und teuersten zählt, fühlen sich sichtlich wohl in dem eindrucksvollen Stall mit überdachtem Auslauf und den mit Stroh eingestreuten großen Liegeflächen. Spezielle Laufgangrillenplatten im Fressbereich sorgen für Trittsicherheit und sind Teil des Güllesystem, das die Exkremente sofort abfließen lässt, was für ein hohes Maß an Sauberkeit und weniger Methanemissionen sorgt. Gerade baut die neunköpfige Familie den Lager- und Verkaufsraum außerhalb des Hauptgebäudes aus. Dann folgt vielleicht eines Tages noch die Realisierung eines eigenen Schlachtraums. „Bisher haben wir viel Lob aus unserer Umgebung erhalten. Es gab sogar einige Interessenten, die sich Ideen für ihren neuen Stall geholt haben“, freut sich der Landwirt. Für sein innovatives Bauprojekt hat er ca. 20 Prozent mehr als für den Bau eines herkömmlichen Stalls bezahlt.

Neues Leben in alten Gemäuern

Früher diente die Scheune als Hühnerund Kälberstall sowie als Unterstand für Trecker und andere Fahrzeuge. Heute leben Stefanie Daube-Schmersahl, ihr Mann Johannes und ihre drei Kinder in dem alten Gebäude. Herzstück der Wohnscheune ist ein imposanter zehn Meter hoher Raum, in dem sich ein großzügiger, heller Wohn-, Ess- und Kochbereich befindet. Im anderen Teil des Gebäudes sind Schlaf-, Gäste- und Badezimmer untergebracht, alle Zimmer mit normalen Deckenhöhen. Den alten Kornboden hat die Familie zu ihrem „Keller“ umfunktioniert. „Wir haben im Nachbarort gelebt, aber ich wollte gern zurück auf unseren Hof,“ erzählt die Bauherrin. „Ich arbeite seit vielen Jahren in unserem ackerbaulichen Familienbetrieb mit. Für mich ist der Umzug in die Scheune eine echte Zeit- und Arbeitserleichterung. Die Kinder können zu ihren Großeltern hinüberlaufen und haben hier ihre Tiere.“ Anfangs war Ehemann Johannes Schmersahl nicht ganz überzeugt davon, aufs Land zu ziehen. Doch als seine Frau und seine Schwiegereltern ihm freie Hand bei der Umgestaltung der Scheune gaben, war der Architekt, der normalerweise öffentliche Gebäude entwirft, überzeugt. „Ich wollte den Charakter der Scheune von außen erhalten. Im Innenbereich haben wir die alte Bausubstanz gut nutzen können und dadurch viele Materialien und vor allem Kosten gespart“, beschreibt der Fachmann das Projekt. Ein Neubau wäre seiner Meinung nach doppelt bis dreimal so teuer geworden. „Meine Schwiegereltern sind sehr zufrieden mit dem Ergebnis, weil sich das Gebäude optisch in die Hofstruktur einordnet und modern und konservativ zugleich wirkt“, sagt Johannes Schmersahl. So ist am Ende die ganze Familie zufrieden, und die junge Hofnachfolgerin sagt: „Es gehörte eine Portion Mut zu diesem Projekt. Wenn man von einem Hof kommt, will man auch, dass dieser weitergeführt wird. Mit unserer tollen Wohnscheune sind jetzt alle Weichen gestellt.“