06.02.2024

„Nützliches Geschenk für junge Leute“

Ansprechpartnerin

Gabriele Blömker
02501 801-1670
gabriele.bloemker@lv.de

Titelseite des Kinderbuches von 1802: „Oeconomisches Bilderbuch – oder: historisch-bildliche Darstellung der Landwirthschaft“ von Johann Gottlieb Fritzsche (1779-1813) aus Dresden.

Titelseite des Kinderbuches von 1802: „Oeconomisches Bilderbuch – oder: historisch-bildliche Darstellung der Landwirthschaft“ von Johann Gottlieb Fritzsche (1779-1813) aus Dresden.

Gerätschaften für die Gartenarbeit – eine Bilderseite aus dem „Oeconomischen Bilderbuch“ (1802) von Johann Gottlieb Fritzsche (1779-1813)

Gerätschaften für die Gartenarbeit – eine Bilderseite aus dem „Oeconomischen Bilderbuch“ (1802) von Johann Gottlieb Fritzsche (1779-1813)

Frauen bei der Vorbereitung von Flachs – eine Abbildung aus dem „Oeconomischen Bilderbuch“ (1802) von Johann Gottlieb Fritzsche (1779-1813)

Frauen bei der Vorbereitung von Flachs – eine Abbildung aus dem „Oeconomischen Bilderbuch“ (1802) von Johann Gottlieb Fritzsche (1779-1813)

Winterliche Arbeit des Getreidedreschens – eine Abbildung aus dem „Oeconomischen Bilderbuch“ (1802) von Johann Gottlieb Fritzsche (1779-1813)

Winterliche Arbeit des Getreidedreschens – eine Abbildung aus dem „Oeconomischen Bilderbuch“ (1802) von Johann Gottlieb Fritzsche (1779-1813)

220 Jahre altes landwirtschaftliches Kindersachbuch im Bestand der Westfälischen Bibliothek der Landwirtschaft

Buch mit Seltenheitswert in der Westfälischen Bibliothek der Landwirtschaft in Münster-Hiltrup: Das „Oeconomische Bilderbuch“ von Johann Gottlieb Fritzsche (1779-1813) ist eines der ältesten deutschsprachigen Sachbücher für Kinder

„Ich habe Kinder gefunden, die mancherlei ausländische Gewächse kannten und nicht im Stande waren, Weizen und Gerste, Eichen und Buchen, Petersilie und Pasternack voneinander zu unterscheiden. Ist das nicht eine Schande?“ Diese Sätze stammen von Johann Gottlieb Fritzsche, dem Autor des „Oeconomischen Bilderbuches“ und sind schon 220 Jahre alt. Seitdem haben sie nichts von ihrer Aktualität eingebüßt.

Der Ärger von Johann Gottlieb Fritzsche (1779-1813) aus Dresden über die Unwissenheit der Kinder war so groß, dass er vor mehr als 200 Jahren zur Feder griff und ein Kinderbuch über Pflanzen, Gartenbau und Landwirtschaft verfasste. Es trug den Titel „Oeconomisches Bilderbuch – oder: historisch-bildliche Darstellung der Landwirthschaft“. Fritzsche verfasste damit eines der ersten Kindersachbücher in deutscher Sprache, noch dazu eines, dass sich mit Botanik, Ackerbau und Tierhaltung befasste. Ähnliches gab es vorher nicht – und muss um 1800 etwa so überraschend gewesen sein wie vor mehr als 50 Jahren der Start der „Sendung mit der Maus“.

Ein Zeitgenosse rühmte Fritzsches Idee: „Es schickt sich ungemein zu einem angenehmen und nützlichen Geschenke für junge Leute von 8 bis 12 Jahren.“ Trotz dieses Lobs war die Bilderbuch-Reihe nicht besonders erfolgreich – Fritzsche war seiner Zeit vermutlich zu weit voraus. Hinzu kam, dass die ersten Folgen seiner mehrteiligen Buchreihe noch unter einem Titel erschienen waren, der ihren Inhalt nicht gerade erkennen ließ: „Der Gesellschafter für die Jugend auf ländlichen Spaziergängen“.

In deutschen Bibliotheken haben sich nur einzelne Exemplare erhalten. Die größte Sammlung wird in der „Westfälischen Bibliothek der Landwirtschaft“ in Münster-Hiltrup aufbewahrt. Sie umfasst fünf Bändchen rund um Ackerbau, Viehhaltung, Gartenbau und „Blumencultur“. In faszinierenden, von Hand gemalten Bildern sind Pflanzen, Blüten und Geräte detailreich dargestellt. Abgebildet sind außerdem Arbeiten im Wald, in der Scheune oder im Garten. Fritzsche warf für die Kinder auch einen Blick ins Ausland und stellte die Ackerfrüchte und Agrarkultur unter anderem in Holland, England und Frankreich vor.

Noch ein Wort zum Autor: Johann Gottlieb Fritzsche geboren 1779 aus Dresden, hatte in Jena, Wittenberg und Dresden Pharmazie und Medizin studiert und war bis zu seinem frühen Tod 1813 als praktizierender Arzt im Amt Radeberg tätig.

Die „Westfälische Bibliothek der Landwirtschaft“ (WBL) in Münster-Hiltrup umfasst rund 6500 Bände praxisorientierter landwirtschaftlicher Fachliteratur aus fünf Jahrhunderten. Ein regionaler Schwerpunkt liegt auf Titeln aus Westfalen-Lippe und Nordwestdeutschland. Die Sammlung befindet sich im Eigentum der Stiftung Landwirtschaftsverlag in Münster und ist als Präsenzbibliothek organisiert. Agrargeschichtlich Interessierte können den Bestand digital durchsuchen (WBL-Bestand) und die Bücher nach vorheriger Anmeldung vor Ort nutzen.

Kontakt für Ihre Rückfragen:

Gisbert Strotdrees
Stiftung Landwirtschaftsverlag Münster
Hülsebrockstr. 2–8, 48165 Münster
+49 0250 1801-8310
stiftung@lv.de
www.stiftung-lv-muenster.de/bibliothek.php