31.08.2023
Gabriele Blömker
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Gisbert Strotdrees mit dem Buch „Der Feldbau“, dem ältesten Buch der Westfälischen Bibliothek der Landwirtschaft von 1545
Titel des ältesten Buches der Bibliothek – in der Schreibweise des 16. Jahrhunderts: „Der Veldtbaw oder das Buoch von der veld arbeyt“ („Der Feldbau – oder: Das Buch von der Feldarbeit“).
Das „Haus-, Feld-, Artzney-, Koch-, Kunst und Wunderbuch“ von 1683 ist ein 1.600 Seiten umfassendes Lehr- und Ratgeberbuch zur Land-, Forst- und Hauswirtschaft des 17. Jahrhunderts – eine Art „analoges Wikipedia“ mit zahlreichen Abbildungen.
Digitale Inventarisierung ist abgeschlossen – 6.500 Bände im Bestand – ältestes Buch 478 Jahre alt
Die im vergangenen Jahr gestartete digitale Neu-Inventarisierung der Westfälischen Bibliothek der Landwirtschaft (WBL) ist abgeschlossen. Die 6.500 Bände umfassende Sammlung praxisorientierter landwirtschaftlicher Fachliteratur aus den vergangenen fünf Jahrhunderten konzentriert sich räumlich auf Westfalen-Lippe und Nordwestdeutschland. Sie befindet sich im Eigentum der Stiftung Landwirtschaftsverlag in Münster.
Viele Stücke der Sammlung sind selten und wertvoll, manche sogar einzigartig und bislang in keinem Bibliothekskatalog nachgewiesen. „Unser ältestes Buch ‚Der Feldbau‘ ist 478 Jahre alt“, betont Gisbert Strotdrees, Leiter der WBL und Redakteur bei Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben. „Es wurde 1545 in Straßburg gedruckt. Der Verfasser Michael Herr, ein Gelehrter und Agrarkenner der Reformationszeit, hat darin das Wissen seiner Zeit zusammengetragen und eine Art Ratgeber verfasst“, beschreibt der studierte Historiker die Zielsetzung des Buches. Auf 160 Seiten habe der Autor Fragen beantwortet, die heute noch genauso aktuell wie damals seien: Wie macht man Käse? Wie sorgt man dafür, dass Bienenschwärme nicht für immer wegfliegen? Wie behandelt man ein krankes Schwein? Wie sagt man das Wetter des nächsten Tages voraus?
Eine weitere Rarität stammt aus der Barockzeit und trägt den Titel „Haus-, Feld-, Artzney-, Koch-, Kunst und Wunderbuch“. „Das Lehr- und Ratgeberbuch wurde 1683 in Nürnberg gedruckt und umfasst rund 1.600 Seiten – es ist so etwas wie ein analoges Wikipedia der Land-, Forst- und Hauswirtschaft des 17. Jahrhunderts“, beschreibt Strotdrees die Bedeutung des 340 Jahre alten Werkes.
„Zu den ungewöhnlichsten Titeln unserer Sammlung zählt ‚Dr. Lampe’s Bienenzucht‘ von 1899. Es enthält unter anderem große aufklappbaren Grafiken, die in das Innere einer Bienenkönigin oder einer Drohne blicken lassen“, so der WBL-Leiter. Das sei Popup-Buchkunst vom Allerfeinsten, aber schon vor mehr als 120 Jahren gestaltet.
Zu den weiteren Raritäten der Bibliothek gehören
Die Westfälische Bibliothek der Landwirtschaft ist Teil der Stiftung Landwirtschaftsverlag und als Präsenzbibliothek organisiert. Agrargeschichtlich Interessierte können den Bestand digital durchsuchen (WBL-Bestand) und die Bücher nach Anmeldung vor Ort nutzen. „Stöbern Sie gerne in den digitalen Bestandslisten und schauen Sie rein, wenn Sie etwas Interessantes gefunden haben. Wir freuen uns über jede Besucherin und jeden Besucher, der unser Interesse und unsere Leidenschaft für die Agrargeschichte unserer Heimatregion teilt“, so Strotdrees.
Im nächsten Entwicklungsschritt wird sich die WBL konsequent mit weiteren agrarhistorischen Einrichtungen vernetzen. Dazu zählen zum Beispiel die „Agrarhistorische Bibliothek“ in Herrsching am Ammersee und die „Gesellschaft für Agrargeschichte“ in Frankfurt, die ihre nächste Jahrestagung am 27. und 28. Juni 2024 im Landwirtschaftsverlag in Münster durchführen wird.
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Stiftung Landwirtschaftsverlag Münster
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Tel.:+49 (0) 25 01 801-8310
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